Liechtenstein war das letzte Land in Europa, welches das Frauenstimmrecht einführte. Claudia Matt-Lanter, Lehrerin am LG und Autorin des Buches „Aufgewacht!“, hielt bei der von den Lehrerinnen Marlies Kessler und Monica Derungs organisierten Veranstaltung einen Vortrag über die Geschichte des hart erkämpften Frauenstimmrechts. Dabei zeigte sie an verschiedenen wichtigen Stationen in einer abwechslungsreichen Präsentation und anhand von Bildquellen, Texten, Videos und Audiodateien aus der Zeit von Mitte der 1960er-Jahre bis 1984 auf, dass auch das liechtensteinische Gymnasium am Kampf für das Frauenstimmrecht beteiligt war. So ging beispielsweise ein grosser Teil der Schülerschaft des LG am 05. März 1971 auf die Strasse und demonstrierte für das Frauenstimmrecht. Dennoch zeigten die folgenden wie die vorangegangenen Abstimmungen ein negatives Ergebnis, das Frauenstimmrecht wurde bis 1984 nicht eingeführt.

Doch wieso war es in Liechtenstein ein solch harter Kampf bis zum Frauenstimmrecht?

Mit einem Blick in Geschichte und Gesellschaft Liechtensteins wurden hierfür Erklärungsansätze geliefert: Angst vor „Überfremdung“, die Kirche mit ihrem grossen Einfluss auf die Politik und das Klischee bzw. Ideal der Hausfrau waren wohl zentrale Aspekte. Umso bemerkenswerter ist es, dass sich viele Frauen und Unterstützer nicht von ihrem Ziel abbringen liessen und sich immer wieder für das Frauenstimmrecht einsetzten, wie etwa die Aktion Dornröschen zeigt. Mitglieder dieser Gruppierung reisten sogar zum Europarat, um sich dort Hilfe zu holen. Auch deshalb kam es 1984 zu einer dritten und letzten Abstimmung - mit Erfolg: Das Frauenstimmrecht in Liechtenstein wurde schliesslich eingeführt.

Gleichberechtigung heute?

Doch es bleibt die Frage, die wir uns auch heute noch stellen müssen: Sind Frauen und Männer bzw. alle Menschen, egal welcher Herkunft, welchen Geschlechts, welcher Weltanschauung usw., bei uns (in Liechtenstein) wirklich gleichgestellt? Diese Frage wie andere Fragen zur Demokratie auch müssen immer wieder neu diskutiert werden, damit Gleichberechtigung so gut wie möglich gelebt werden kann. Die Schülerinnen und Schüler des LG taten genau dies in kleinen Diskussionsgruppen vor und nach dem Vortrag von Claudia Matt-Lanter - ganz im Sinne des Tages der Demokratie.

Text: Ela Biçer, 4MSb, und Destina Hernler, 5Wa

Fotos: Eugen Nägele

Sie stimmt! Es stimmt! 40 Jahre Frauenstimmrecht