Vor dem Hintergrund dieser Frage wurde das Schauspiel „Geteiltes Leid“ von der Regisseurin Viola Köster, Malka Haustrate (Recherche/Übersetzung) und der Schauspielerin Yael Schüler aus Berichten von jüdischen und palästinensischen Menschen aus Israel und Gaza entwickelt. Im Rahmen des Unterrichts im Fach Religion und Kultur konnten nun mehrere Klassen im Foyer des Gymnasiums „Geteiltes Leid“ erleben. Das Stück montiert persönliche Erzählungen und Social-Media-Berichte, Stimmen aus Israel und Gaza, jüdische und palästinensische Schicksale. Es lädt uns ein, zuzuhören und mitzufühlen, statt zu analysieren und zu urteilen. Es bietet Jugendlichen eine emotionale Grundlage zur Auseinandersetzung mit einem Konflikt, dem rational schon lange nicht mehr beizukommen ist. Eine Studentin, die mit ihrer Familie Tag und Nacht im selben Zimmer sitzt und den Explosionen lauscht. Eine Sanitäterin, die übers Telefon zwei kleine Kinder rettet, die auf sich selbst angewiesen sind. Ein Familienvater und eine junge Frau, die ihre Geliebten verlieren. Eine Vierzehnjährige im Schutzraum, die für die anderen positive Energie verbreitet. Yael Schüler verkörperte diese Menschen auf zutiefst berührende Weise. Ihr empathisches Schauspiel, die Informationsvermittlung und das anschliessende Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern sollte Verständnis für die verschiedenen Seiten des Konfliktes fördern und auf darauf hinweisen: „Der Mensch ist ein Mensch – und es gibt Menschen auf beiden Seiten, die das nicht vergessen haben“. In diesem Sinne kann diese Inszenierung der vor sich gehenden Dehumanisierung von Palästinensern und Israelis entgegenwirken.

Text und Fotos: Peter Mennel

Geteiltes Leid