Dabei ging es v.a. um die Idee eines vereinten Europas. Durch diese Vereinigung sollten Kriege „nicht nur undenkbar, sondern materiell unmöglich“ werden, wie es bereits Schuman formulierte. Die Idee eines friedlich vereinten Europas findet u.a. Ausdruck in der Europäischen Union. Doch warum feiert Liechtenstein diesen Tag, obwohl es kein Teil der Europäischen Union ist? Europa und die europäische Integration sind viel mehr als nur die EU, es geht auch darum, die Menschen kennenzulernen, zu verstehen und im friedlichen Austausch miteinander zu kommunizieren. Das betonte der Botschafter immer wieder und auch darum begeht man in Liechtenstein diesen Tag.

Gegenwart und Zukunft gestalten

Botschafter Radi Naidenov erläuterte den spannenden Werdegang eines Botschafters und speziell seinen eigenen, der noch vor der Wende im Kalten Krieg begann. Ein Exkurs in die spannende Geschichte Bulgariens und dessen europäische Wurzeln zeigten auf, was früher war. Aber zu viel Nostalgie sei gar nicht so gut, vielmehr unterstrich er: „In unseren Händen liegen die Gegenwart und die Zukunft, und wir müssen handeln.“ So ging er auch auf aktuelle Themen wie die Ukraine-Russland-Krise und die Situation im Gazastreifen ein. Auch den Umgang mit KI beleuchtete er kritisch und differenziert. Für ihn ist und bleibt aber besonders der persönliche Umgang mit den Menschen in der Diplomatie wichtig.

Einblicke

In seinem Beruf muss man auch bereit sein, hin und wieder Kompromisse einzugehen. Für Botschafter Radi Naidenov sind menschliche Kontakte und Beziehungen sehr wichtig. Für sein Handeln in anderen Ländern ist es ihm ein Anliegen, die Menschen und ihre Mentalitäten zu kennen. Sein persönliches Interesse an Liechtenstein wurde u.a. durch das Buch „Das ist Liechtenstein“ von Manfred Schlapp geweckt. Zum Ende hat Botschafter Naidenov noch Fragen aus dem Publikum beantwortet: Wie kann man als Diplomat sein Familienleben organisieren? Braucht es mehr junge Menschen in der Diplomatie? Welche Schwierigkeiten gibt es im Berufsleben eines Botschafters? Welche Entwicklungen sind in Zukunft wichtig?

Gemeinsam Vertrauen schaffen

Als Schlusswort ermunterte er die anwesenden Schülerinnen und Schüler: „Reist durch Europa und die Welt und lernt die Menschen vor Ort kennen. Sprecht über verschiedene Themen und stellt Fragen. Die Geschichte wird meist von den Siegern geschrieben, man sollte aber auch immer die anderen Seiten hören.“ Denn man muss einander kennen, um Vertrauen zu haben, und Vertrauen ist die beste Grundlage für ein vereintes Europa.

Text: Destina Hernler, 4Wa

Fotos: Eugen Nägele

Europatag am LG